- Ein Auto mit „Aussage"
- Nur in Deutschland ein Studentenauto
- Von den Deutschen geliebt
- Vorwegnahme des Retromainstreams
- Das erste Sondermodell „Spot“
- Das limitierte Sondermodell Charleston
- „Im Auftrag ihrer Majestät“
- Farbvielfalt
- Von 0 auf 100 in 59 Sekunden
- Farbvarianten der Restaurateure
- Modell mit langer Tradition
- „Historische Unkorrektheit“
Neues aus Entenhausen
Die Ente ist nicht nur eine Institution, sie ist auch Kult. Kaum ein Auto symbolisiert mehr Lebensfreude als sie. Seit 43 Jahren ist die Ente Bestandteil des Herpa-Programms. Sie gehört zu den ersten Herpa-Miniaturen überhaupt. Neu ist nun eine Charleston-Ente in unüblicher Farbkombination
Was den Deutschen ihr Käfer, ist den Franzosen ihre Ente – sollte man meinen. Das ist aber nicht so. Die Ente erarbeitet sich ab den Umbrüchen des Jahres 1968 oder spätestens in den beginnenden 1970er-Jahren in Westdeutschland den Status, die absolute Studentenschaukel zu sein, Symbol für nonkonformistisches Aufbegehren gegen das Establishment. Westdeutschland hat somit seine eigene Beziehung zur Ente, nie mit dem Status von „La Deuche“ (wie die Franzosen den kleinen Citroën nennen) in seiner Heimat vergleichbar. Dort ist der 2CV ein rein pragmatisches Auto und eine eher ländliche Erscheinung. In der Stadt fährt man in den 70ern kleine Autos mit mehr Chic, den Renault 5 beispielsweise, und wenn es ein Citroën sein soll, dann des 2CV feinere Schwester, die Dyane.
Quasi das erste Sondermodell, wenngleich es als Basisversion fungierte: Der Citroën 2CV Spécial für das Modelljahr 1976 ist eine Art Ur-2CV, abgemagert bis auf das Äußerste, minimalistisches Auto fahren. Den Spécial gab es nur in hellem Gelb, ohne drittes Seitenfenster, statt der eckigen Scheinwerfer wieder runde. Back to the Roots.
2CV Spécial von 1976. Der Aufkleber auf der Heckscheibe ist programmatisch: „Ceci est plus qu’une voiture … C’est un art de vivre“, auf Deutsch: „Das ist mehr als ein Auto … es ist Lebensart.“
Ein Auto mit „Aussage“
Ein typisches Studentenauto ist der 2CV rund um die Sorbonne nie. Käfer und 2CV können in Westdeutschland nie miteinander verglichen werden. Das ist eine Statusfrage. Der Käfer ist ein klassenloses Fahrzeug, jeder kann ihn fahren. Die Ente ist das nie. Sie ist das Fahrzeug einer gesellschaftlichen Klasse schlechthin, nämlich dasjenige der links-alternativ denkenden Jungakademiker in den 1970er und 1980er-Jahren. Kaum eine Ente ohne Aufkleber à la „Atomkraft? Nein danke“ oder dem „Weg-mit-den-Berufsverboten“-Sticker mit einem Albert Einstein, der die Zunge herausstreckt.
Das ist eine rein westdeutsche Angelegenheit: Die links-alternative Studentenschaukel. Atomkraft? Nein danke: Eine Frage, die freundlich-höflich beantwortet wird, das bekannteste Logo der Antiatomkraftbewegung. Die dänische Studentin Anne Lund schuf die lachende rote Sonne mit einem Wachsmalstift im März 1975, und das Logo verbreitet sich rasend schnell und millionenfach über ganz Europa.
Das Copyright liegt bei der dänischen Organisation für Information über Atomkraft, und wer das Symbol verwenden möchte (auch die deutsche Partei „Die Grünen“), muss eine symbolische Lizenzgebühr an die Organisation bezahlen. Die Größe des größten Aufklebers ist wie geschaffen für den Kofferraumdeckel des Citroën 2CV.
Nur in Deutschland ein Studentenauto
Die typische Studentenschaukel eben in rechtsrheinischen Gefilden. Dieses aufbegehrende Attribut einer politisch engagierten Generation ist der kleine Citroën in Frankreich nie, nur in Westdeutschland. Bevor es die Partei „Die Grünen“ gibt und besonders nachdem es sie gibt, ist die Ente das grünste Auto überhaupt. Dieses Auto fährt jeder, der auf die eine oder andere Weise in den 1970er-Jahren jenem breiten Spektrum außerparlamentarischer Strömungen der Ökologie-, Antiatomkraft-, Friedens- und Frauenbewegung angehört, aus dem sich im Januar 1980 die Bundespartei „Die Grünen“ gründet. Zur Ideologie dieser Leute gehört auch eine Technik- und speziell Autofeindlichkeit. Interessant ist dieser Aspekt, weil die Autofeinde den Citroën 2CV lieben. Vielleicht, weil er so anders ist, dass sie ihn gar nicht als Auto wahrnehmen.
Noch heute fester Bestandteil des Straßenbildes und längst ein arrivierter Oldtimer: 2CV Club von 1988 vor der Kulisse des Ulmer Zundeltors.
Von den Deutschen geliebt
In den 1980er-Jahren entwickelt Citroën den 2CV kaum mehr weiter, weil längst Nachfolger à la Dyane oder Visa am Markt sind, und in Frankreich hätten diese Autos den 2CV längst ersetzen können. Aber einige Exportmärkte, darunter ganz speziell Deutschland, verlangen weiterhin die Ente, und so lässt sie Citroën weiterleben und peppt sie mit Sondermodellen auf. Die Franzosen verabschieden sich viel früher vom 2CV als die Deutschen. Der Verkauf im Heimatland wurde am 28. Februar 1989 eingestellt, ebenso wie die Produktion im Citroën-Werk Levallois. Künftige 2CV kommen aus dem portugiesischen Werk Mangualde. Diese werden nur in Deutschland, Belgien und Portugal angeboten. Am 27. Juli 1990 läuft die 2CV-Produktion endgültig aus. Die letzte Neuwagenlieferung erreicht Deutschland am 11. September 1990. Mehr als fünf Millionen Citroën 2CV werden zwischen 1949 und 1990 hergestellt, die Zulassungszahl in Deutschland beträgt insgesamt 348.078.
Vorwegnahme des Retromainstreams
Wie beim Mexiko-Käfer, gibt es von der Ente in den 1980ern zahlreiche Sondermodelle, oftmals mit nostalgischem Flair. Es ist kein Rückschritt, sondern in gewisser Weise die visionäre Vorwegnahme des Retromainstreams, der erst Jahre später en vogue kommt und in dessen Folge Citroën den 2CV Charleston produzieren sollte. Der Citroën 2CV Spécial für das Modelljahr 1976 ist eine Art Ur-2CV, abgemagert bis auf das Äußerste, Auto fahren auf minimalstem Niveau.
Der Spécial ist nur in Jaune Vif lieferbar, hat kein drittes Seitenfenster, statt der eckigen Scheinwerfer wieder runde (aber mit Plastik-Lampentopf), keinerlei Chromzierrat, ein einfaches Verdeck, eine dünne Heckstoßstange, nicht mal ein Chromrändchen um den Kühlergrill und innen zwar bequeme, aber an Schlichtheit nicht zu überbietende Sitze sowie ein vereinfachtes Armaturenbrett.
Bavarian-dressed ladies and a Citroën 2CV special model France 3 from April 1983 with non-original hubcaps. A second France 3 series was released in March 1984.
Das erste Sondermodell „Spot“
Der 2CV Spécial ist ein Serienmodell, seine gleichzeitige und auffällige Schwester mit Namen Spot hingegen ein auf 1.800 Exemplare limitiertes Sondermodell und das erste einer ganzen Reihe exklusiver Spezialserien. Der Spot, erschienen im April 1976, basiert auf dem 2CV 4, ist orangefarben mit weißen Flanken, die einen ebenfalls orangefarbenen Streifen mit dem Schriftzug „Spot“ tragen, Interieur orangefarben. Der Spot ist die erste Schöpfung des Citroën-Stilisten Serge Gevin, der sich auch für die folgenden Sonderserien verantwortlich zeichnet. Ebenfalls erwähnenswert ist der 2CV Basket, dekoriert im Stil eines Turnschuhs. Er ist das Resultat eines Preisausschreibens, gewonnen von Claire Pagniez, und ihr Entwurf wird genau zwei Mal realisiert. Die beiden Fahrzeuge existieren noch heute.
Serge Gevin ist der Schöpfer aller 2CV-Sonderserien, und der 2CV 4 Spot in Orange Ténéré und Blanc Meije von 1976 ist seine erste Tat. Auch Sondermodelle auf Basis anderer Citroën entspringen seiner Kreativität, so der GS Basalte, den Herpa ebenfalls miniaturisiert.
Das limitierte Sondermodell Charleston
Das Jahr 1981 steht im Zeichen des Charleston. Ursprünglich ist er als ein auf 8.000 Exemplare limitiertes Sondermodell (Präsentation Oktober 1980) vorgesehen, Lackierung Delagerot/Schwarz, und die seitlichen Arabesken erinnern an die runden Türformen des ursprünglichen 2CV-Prototypen von 1936 und gleichsam an den Aufbau von Pferdekutschen. Er basiert auf dem 2CV Club, trägt aber die runden Scheinwerfer des Spécial, die zunächst in Rot lackiert sind – ebenso wie die Felgen, geschmückt von verchromten Dyane-Radkappen. Innen ist der Charleston gemütlich mit einem schwarz-weiß karierten Jerseystoff ausgestattet.
Ganz spezielle Werbung für den Charleston: Der 1982er Prospekt ist gezeichnet, wie das noch in den 1950er-Jahren üblich ist. Citroën-Werbung ist schon immer anders. So, wie jeder Citroën eben anders ist als andere Autos.
„Im Auftrag ihrer Majestät“
Neben dem Charleston lanciert Citroën noch ein zweites Sondermodell, den „007“ in einer Auflage von 700 Stück. Das muss sein, nachdem ein gelber 2CV im James-Bond-Film „In tödlicher Mission“ so tapfer gegen eine Armada böser Peugeot 504 gekämpft hat. Dekorative Einschusslöcher, natürlich nur aufgeklebt, zieren den „007“ ebenso wie das 007-Logo.
Ein typisches Beispiel für das heutige Variieren damaliger Sondermodelle: 1983 erscheint der 2CV France 3, stets weiß mit blauer Dekoration. Dieser Entenliebhaber kombinierte die blauen Streifen mit hellblauem Lack statt mit weißem.
Farbvielfalt
Ab Juli 1981 ist der Charleston in Rouge Delage fester Bestandteil der Palette und bekommt für 1982 verchromte Lampentöpfe und neue Sitzbezüge. Im November 1982 erscheint der Charleston in einer zweiten Farbvariante, Jaune Hélios mit Schwarz, der rot/schwarze Charleston bleibt im Programm. Der gelb/schwarze Charleston lebt nur ein Jahr und wird im Herbst 1983 durch eine neue Farbkombination abgelöst, einer Harmonie aus Mittelgrau und dunklem Anthrazit (Gris Cormoran/Gris Nocturne).
Ein weiteres Sondermodell freut die Liebhaber, der 2CV France 3 im Frühjahr 1983, ein weißer Wagen auf Basis des Club mit Rundscheinwerfern und blauen, gewellten Streifen an den Flanken und einem ebenfalls blauen Doppelstreifen über Motorhaube, Verdeck und Kofferraumdeckel. Die France 3 ist ein Segelboot, das beim Coupe America, einer Weltumseglung, erfolgreich war.
Legendär sind die Gauloises-Enten. Die Zigarettenmarke lässt diverse Einzelstücke verwirklichen, die von fleißigen Rauchern gewonnen werden konnten. Kleiner Einblick in das breite Spektrum der Gauloises-Enten: lang, kurz, schwimmfähig, im Retro-Look, als Cabrio – nichts ist unmöglich und jede ist ein Einzelstück. Werbung für die Gauloises-Enten. Jedes Exemplar war Handarbeit, von einem Hamburger Karosseriebauer im Auftrag des deutschen Gauloises-Importeurs gefertigt.
Von 0 auf 100 in 59 Sekunden
Im März 1985 lanciert Citroën die erste Dolly-Sonderserie (3.000 Exemplare) in Grau/Gelb, Grau/Grün und Grau/Rot, im Oktober die zweite Serie (2.000 Stück) in Grün/Weiß, Rot/Weiß und Rot/Gelb, im Frühjahr 1986 folgt die dritte Serie (2.000 Exemplare) in Gelb/Dunkelblau, Rot/Weiß und Rot/Gelb. Auf 1.500 Stück limitiert ist das 1986er Sondermodell von Citroën-Deutschland, Ente-grün, in grüner Zweifarblackierung im Charleston-Stil, mit „I fly bleifrei“-Beschriftung auf den Seiten und entsprechendem Motor, der das damals neue bleifreie Benzin verträgt. Ein rein französisches Sondermodell ist der 2CV Cocorico (deutsch: Kikeriki) anlässlich der französischen Hoffnungen auf einen Sieg bei der Fußballweltmeisterschaft, der aber nicht eintrat. Der Cocorico war weiß, die Flanken blau/rot (die französischen Nationalfarben), innen Jeans-Sitzbezüge und es gibt 1.000 Exemplare. Citroën-Deutschland bringt 1987 ein weiteres Sondermodell heraus, die „Sausss-Ente“, sehr ähnlich dem „I-fly-bleifrei“-Modell lackiert, aber mit der ironischen Flankenbeschriftung „0-100 km/h in 59,4 Sek.“ und dekoriert mit einer Ente mit Sturzhelm.
Promi-Ente: Der bekannte Bariton Hermann Prey mit seinem 2CV 6. Der Wagen trägt den optionalen Winterkühlergrill mit geringerem Luftdurchlass, damit er schneller auf Betriebstemperatur kommt.
Farbvarianten der Restaurateure
Ein 2CV Charleston ist also in drei Farbkombinationen denkbar. Dunkelrot mit Schwarz als die klassische Kombination, Hell- mit Dunkelgrau kombiniert wirkt sehr elegant, Gelb mit Schwarz in Postkutschenmanier ist zwar peppig, aber kurzlebig und offenbar nicht sehr beliebt. Und was ist mit der Kombination Blau/Schwarz, der Herpa-Neuheit? Sie ist historisch nicht korrekt, das gab es nie ab Fließband. Aber was historisch nicht korrekt ist, muss deshalb noch lange nicht fiktiv sein. Es gibt mittlerweile in Frankreich eine rege 2CV-Szene, und die Sondermodelle farblich zu variieren, ist eine Mode unter Enten-Restaurateuren. Das geht vor allem deswegen gut, weil etliche Sondermodelle ihren Charme durch spezielle Aufkleber bekommen, die heute nachgefertigt werden. Es ist aktuell sogar möglich, das nur als Prototyp existente und nie zur Serienreife gelangte 2CV-Sondermodell Chic von 1986 nachzubauen, dunkelgraues Geflügel (Gris Nocturne) mit weißen Kotflügeln (Blanc Meije) und geschwungene Seitenaufkleber, ebenfalls in Weiß und mit rotem Akzent. Den Decalsatz kann man für schnödes Geld kaufen und damit eine Ente realisieren, die es „eigentlich“ nie gegeben hat. Aufkleber für die 1976er-Sonderserie Spot, im Original nur in Orange mit weißen Flanken, gibt es ebenfalls, sodass damit Spots in allen denkbaren Farben geschaffen werden können. Und es müssen nicht mal echte Enten sein. Aus einer Kasten-Ente oder gar einer Acadiane, dem Lieferwagen auf Dyane-Basis, sind Spot-Sondermodelle bekannt. Es scheint den französischen Entenenthusiasten geradezu eine diebische Freude zu machen, die Betrachter mit Pseudo-Sonderserien zu verwirren. Also ist eine blaue Charleston-Ente sowohl denkbar als auch salonfähig, wenngleich eben historisch nicht korrekt.
Gab’s nicht, aber gibt’s trotzdem: Die 1976er Spot-Ente ist im Original stets Orange mit weißen Flanken. Herpa verwirklichte sie in Himmelblau, was zwar dem Fließband-Vorbild nicht entspricht, aber durchaus der Realität in der heutigen französischen 2CV-Szene.
Modell mit langer Tradition
Kaum ein derzeit lieferbares Herpa-Modell blickt auf eine so lange Tradition zurück wie der 2CV. Die Herpa-Modellautoserie erscheint 1978, und 1979 kommen im Rahmen der Neuheiten erstmals auch ausländische Vorbilder: Jaguar XJ6 Serie III, Citroën 2CV und Renault 4. Das heißt, die kleine Herpa-Ente ist bereits 43 Jahre alt und wirkt immer noch frisch. Herpa macht das damals aktuelle Modell mit den umstrittenen Rechteckscheinwerfern (ab 1974) zunächst mit geschlossenem Verdeck. Im Lauf der Zeit gibt es die Formvariante mit halb geöffnetem Rollverdeck, und aus Einheitsrädern werden typgerechte Felgen mit separaten Reifen. Schon früh setzt Herpa bei der Ente seine Bedruckungskünste ein. So gibt es 1980 den 2CV in Dunkelblau oder Rot mit zwei gelben Enten auf jeder Vordertür, und im Folgejahr kommt die aufwändig bedruckte Bayern-Ente mit blau-weißem Rautenmuster. Außer der Option des offenen oder geschlossenen Rolldachs bleiben Formvarianten selten, 2015 kommt die Version mit einem nachträglich vergrößerten Kofferraum.
„Historische Unkorrektheit“
Herpa spielt mit Bedruckungen und mit Farben. Gleich am Anfang reiht sich die Ente in ihre Brüderschar ein und ist, wie jeder Herpa-Pkw, sowohl in Uni- als auch in Metalliclack lieferbar. Das ist, so gesehen, die erste „historische Unkorrektheit“ von Herpa mit der Ente, denn Metalliclacke gab es für den 2CV serienmäßig nie. Wer weitere Fehler in der Vergangenheit sucht, wird fündig und kann darüber schmunzeln: blauer 2CV Spot 2008 in einem Sondermodellset und ein dunkelrot/schwarzer Charleston von 1990, der verkehrt herum lackiert ist, also eine schwarze Ente mit dunkelroter Dekoration. Geschenkt! Sammler betrachten einen solchen Fauxpas als „Blaue Mauritius“ inmitten all der schönen Enten, die Herpa bisher gemacht hat. Unvergessen die grüne 1987er Sausss-Ente, von Herpa 1991 realisiert, die ein Wunderwerk der Druckkunst ist.
Und 1996 dient der 2CV sogar als Herpa-Messemodell, damals noch nicht dient der 2CV sogar als Herpa-Messemodell, damals noch nicht im heute üblichen einheitlichen „Messe-Rot“. 1996 spritzt Herpa den 2CV in der Taxifarbe Hellelfenbein und setzte ihm ein Taxischild aufs Dach. Gab’s das? Natürlich nicht! Aber ein Gag ist es, und ein hübsches Modell obendrein. Genau so muss man die blau/schwarze Charleston-Ente auch sehen: Ein schönes Modell, eine denkbare Variante, die es nicht ab Fließband gab, die aber auf jedem Ententreffen in Frankreich auftauchen könnte. Ein Auto, welches das weniger bedarfte Publikum in Rätsel versetzt und die Insider schmunzeln lässt. Die Entensammler jedenfalls freuen sich über jede Variante des Herpa-Dauer-Bestsellers. Wer sich auf den Herpa 2CV spezialisiert hat und tatsächlich jede Version aus den vergangenen 43 Jahren in seiner Vitrine stehen hat, der benötigt ganz ordentlich Regalfläche.
Die beiden ewigen Konkurrenten im Endstadium: Renault R4 und Citroën 2CV in Arcy-sur-Cure, einem winzigen Flecken im Burgund, aufgenommen im Sommer 2011.
Text: Alexander Franc Storz
Bilder: Archiv Storz und Werksfotos Citroën
Zahlen, Daten, Fakten
In Frankreich heißt der Citroën 2CV kurz und gut „La Deuche“, also „Der Zweier“. Das ist die Verkürzung seines offiziellen Namens 2CV (deux chevaux, also „zwei Pferde“) und bezieht sich auf die in Frankreich gültigen Steuer-PS, deren der 2CV eben zwei hat. Einen offiziellen Namen bekam der 2CV in Frankreich ab 1959, nämlich Monpti. Das ist eine Romanfigur von Gábor von Vaszary, gleichsam ein in Frankreich beliebtes Wortspiel. Es ist nämlich die mundartliche Verkürzung von mon petit, deutsch: mein Kleiner. Monpti konnte sich aber nie durchsetzen.
Der Citroën 2CV hat in vielen Ländern einen eigenständigen Kosenamen. In Deutschland nennt man ihn hässliches Entlein oder verkürzt nur „Die Ente“. Das war nie offiziell, wurde aber bei späteren Sondermodellen von der deutschen Verkaufsgesellschaft aufgenommen (Sausss-Ente, Ente-grün). In späteren Verkaufsprospekten findet sich dieser Begriff. Die Zeitschrift „Auto Motor Sport“ bezeichnete den 2CV in einem ersten Test 1954 als „hässliche Chausseewanze“. Im englischen Sprachraum setzte sich „ugly duckling“ durch, die wörtliche Übersetzung von „hässliches Entlein“, und „umbrella on wheels“, ein „Regenschirm auf Rädern“.