Im Reich der Riesen


Die Spedition Reich aus Mecklenburg-Vorpommern hat Langzüge mit zwei Aufliegern, die mit einem Dolly verbunden werden können. Bis zum Hafen fahren sie in Deutschland getrennt – mit zwei Zugmaschinen. Erst in Finnland wird daraus der Langzug.

Mit gerade einmal 18 Jahren gründet der Jungunternehmer Philipp Reich 2018 in Vimfow (Kreis Ludwigslust-Parchim / Mecklenburg-Vorpommern) sein Transport- und Speditionsunternehmen. Seitdem floriert das Geschäft und der unternehmergeführte Betrieb wächst stetig. Inzwischen beschäftigt Reich rund 50 Mitarbeiter und betreibt eine stolze Flotte von 100 Aufliegern. 2022 ist der Fuhrpark um weitere zehn Sattelzugmaschinen erweitert worden. Viele der über 300 Stammkunden stammen aus Mitteleuropa, insbesondere aus Österreich, Schweiz, den Niederlanden und Deutschland. Dabei gehen die Frachten häufig nach Finnland.

Schmitz Cargobull aus Altenberge bei Münster hat bisher rund 100 EcoDuo ausgeliefert, unter anderem an die Spedition Reich.

Wirrwarr bei Langzügen

Grundsätzlich gibt es verschiedene Bestimmungen von zulässigem Gesamtgewicht und Fahrzeuglänge. In Skandinavien stehen Treibstoff- und C02-Einsparungen im Focus. Der Fahrzeughersteller Schmitz Cargobull hat den überlangen Lang-Lkw, „EcoDuo“ entwickelt. Das beeindruckende Gespann besteht aus zwei Aufliegern, Dolly-Achsen zur Verbindung und erreicht eine Gesamtlänge von maximal 32 m. Das übertrifft die in Deutschland inzwischen auf freigegebenen Strecken zulässigen Lang-Lkw mit ihren 25,25 m bei weitem. Reich nahm den ersten EcoDuo in Deutschland in Empfang. Inzwischen befinden sich vier Gespanne im Einsatz, obwohl in Deutschland bisher die Zulassung fehlt. Hierzulande hängen die Auflieger weiterhin einzeln hinter Zugmaschinen und erreichen so die Ostseehäfen in Rostock und Travemünde. Ohne Zugmaschinen erreichen die Curtainsider von Schmitz Cargobull per Fähre den Zielhafen in Helsinki und werden vom Empfangsspediteur TS Logistics Oy mit einem Dolly zum Lang-Lkw verbunden und gelangen mit nur einer Zugmaschine zum 600 km entfernten Zielort. In Nordrichtung sind Maschinenteile für die Fahrzeugindustrie geladen, zurück geht es mit Holz.

Da in Deutschland die extralangen Langzüge nicht erlaubt sind, sieht man das Original, anders als beim Herpa-Modell, nur mit einer Finnischen Zugmaschine.

Die Situation in Finnland

Zwei große Auflieger sind bei gleichbleibendem Gesamtgewicht von 40 Tonnen nicht sinnvoll. In Finnland sind diese Kombinationen mit 40 plus 30 Tonnen bei einer zweiachsigen Zugmaschine oder mit 40 plus 36 Tonnen bei einer dreiachsigen Zugmaschine zugelassen. Signifikant besser wird die Umweltbilanz des EcoDuo auf Langstrecken. Ist die Reisegeschwindigkeit erreicht, wirkt sich das höhere Fahrzeuggewicht nicht mehr so sehr auf den Verbrauch aus. Der Hersteller aus Altenberge bei Münster in Nordrhein-Westfalen hat bisher rund 100 EcoDuo nach Skandinavien und Spanien geliefert. Die Spedition Reich kann sich eine Erweiterung auf zehn eigene Züge vorstellen.

Text: Frank Hadel
Bilder: Transport & Speditionsunternehmen Philipp Reich und Dennis Mauritz