Happy Birthday Herpa


Ein großes Jubiläum steht bevor: 2024 wird Herpa 75 Jahre alt. Begonnen hat alles ganz klein nach dem zweiten Weltkrieg und mit Modellbauzubehör – noch keine Pkw, Lkw oder gar Flugzeugmodelle. Das Jubiläumsjahr wird gefeiert mit vielen Sondermodellen, einem tollen Sommerfest und einen ehrwürdigen Blick zurück. In unserem ersten Teil der Geschichte gehen wir an die bescheidenen Anfänge.

Die Geschichte von Herpa beginnt – wie bei vielen bekannten Firmen – mit Produkten, die sie schon lange nicht mehr herstellt. Wilhelm Hergenröther ist Erfinder mit über 100 Patenten in den unterschiedlichsten Bereichen. Seine neue Firma soll diese Patente vermarkten, wenn auch längst nicht alle Ideen von Hergenröther wirtschaftlich umsetzbar sind. Gegründet wird das Unternehmen 1949 in Nürnberg, am 8. Juli 1957 wird die Produktion ins Altmühltal verlegt. Beilengries bietet sich an, da es nach dem Krieg nicht zerbombt ist, der Versand bleibt in Nürnberg. Herpa übernimmt ein Gebäude der Firma Max Ginter, die zuvor in Beilngries einen Schrotthandel betrieb. Damals ist die Produktionsstätte in der Dr. Thenn-Straße 5 außerhalb am westlichen Rand vom Ort und war gut zu sehen. Heute steht es in einem Mischgebiet und wird privat genutzt.

Eine Branche, die Wachstum verspricht

Der Name Herpa ist übrigens eine damals gern gewählte Kurzform von Hergenröther Patente. Produziert wird Modellbauzubehör, eine Branche die Ende der 1940er Jahre noch sehr klein ist, aber ein starkes Wachstum verspricht, denn die Zahl der „Bastler“ nimmt von Jahr zu Jahr stark zu. Entsprechend handwerklich geprägt ist die Produktion damals mit rund 20 vorwiegend Frauen, die für die knifflige Montage und Färbung der Minibäume das richtige Fingerspitzengefühl mitbringen. Die Zahl der Beschäftigten steigt bis Ende 1966 auf 39, vermutlich werden vor allem Saisonkräfte beschäftigt. Herpa stellt in dieser Zeit vor allem Streumaterial, Grasmatten, Büsche, Hecken und Bäume her, um Landschaften in Miniatur nachzubauen. Tannenbäume werden aus kleinen Drahtbürsten maschinell gedrillt, der anschließende kegelförmige Schnitt zu einem „Baum“ ist noch reine Handarbeit und bedarf etwas Geschick. Anschließend werden sie beflockt. In Hochzeiten entstehen so bis zu 30.000 Bäume pro Woche.

Alles für die Landschaftsgestaltung

Die Herstellung der Grasmatten – diese entwickeln sich zum Verkaufsschlager – war schon „mehr hightech“, denn mit 30.000 Volt werden im elektrostatischen Verfahren unzählige Perlonhärchen auf hartes Papier geschossen. So steht der Modellrasen schön und liegt nicht platt auf dem Untergrund. Ein Verfahren, das im Großen und Ganzen heute noch so angewendet wird.

Mit Streumaterial zum Bauen von Modelllandschaften hat alles begonnen.

Aus rund 60 Tonnen Sägemehl pro Jahr wird Streumaterial in acht verschiedenen Tönungen hergestellt. Alles Farben, wie sie auch in der „echten Natur“ wiederzufinden sind. In einer Maschine wird das Sägemehl 20 Minuten getrocknet, vom Staub befreit und eingefärbt. Damit sollen die verschiedenen Böden nachgebildet werden, einschließlich Blumenwiesen oder Äpfel, die am Boden liegen. Im September 1959 kam es im Mischraum zu einem Schwelbrand. Warum die Sägespäne so heiß geworden ist, dass sie zu glimmen begann, bleibt unbekannt. Der Schaden bleibt mit einigen 100 DM zum Glück gering.

Der Donaukurier vom 14. September 1959. Bild: Stadtarchiv Beilngries

Ein Markt – nicht nur in Deutschland

Später kommen noch Schotter- und Sandnachbildungen hinzu sowie Modellfelsen. In einem Zeitungsbericht aus den 1960er Jahren ist zu lesen, dass es in den Herpa-Produktionsstätten rieche, wie in einem Chemielabor oder Krankenhaus. Schon bald ist der Kundenstamm nicht auf Deutschland beschränkt, Herpa-Produkte finden Abnehmer auch in der Schweiz, Schweden, Italien, Frankreich und Mittelamerika.

Text: Mathias Neigenfind
Titelbild: Beilngries 1958, im Vordergrund die Produktionsstätte von Herpa (Pfeil). Bild: Stadtarchiv Beilngries
Das alte Herpa-Logo