Frisch vom Kutter auf den Tisch


Der Sommer geht langsam zu Ende, vom Urlaub animiert, hat sich Ostseefan Heinz Hofmann inspirieren lassen, eine typische Hafenszene nachzubauen. Hier kommen die Fischkutter nach ihrer harten Arbeit auf See in den frühen Morgenstunden wieder an. Besucher und Fischliebhaber auf der Suche nach fangfrischer Ware kaufen ihren Fisch direkt im Hafen, sie erwarten schon die einlaufenden Schiffe. Passend zu diesem Thema bietet Artitec in H0 einen typischen Nordseefischkutter an – das Unternehmen hat sich seit Jahren auf maritime Themen und Modelle spezialisiert. Das Modell aus Resin und Ätzteilen ist entsprechend in Szene gesetzt worden.

Idee und Planung

Bei dem Trawler von Artitec handelt es sich um einen Schiffstyp, der auch heute noch vielfach in deutschen Fischereihäfen anlegt. Dieser soll im geplanten Diorama in einem tideabhängigen Hafen anlegen. Das Schaustück soll anschließend in einem größeren Diorama integriert werden, was zur seltsamen Dreiecks-Grundfläche mit einer Schenkellänge von 78 cm führt. Zudem sind die Basalt-Zyklopkaimauern von Vampisol unabdingbar vorgesehen.

Bau des Kutters

Der erste Blick in die Verpackung zeigt relativ wenige Bauteile aus Resin, dafür jedoch eine große Ätzplatine. Die Resinteile sind von hervorragender Qualität und bedürfen nur, wenn überhaupt, an wenigen Stellen einer Nacharbeit. Vor dem Zusammenfügen der Bauteile sind noch alle im Plan angemerkten Bohrungen zu erstellen. Meist handelt es sich um Bohrungen von 0,4 mm Durchmesser, abweichende Bohrungen sind benannt. In diesen werden später die feinen Ätzteile platziert. Das Vordeck wird erst aufgesetzt, wenn die die darunterliegende Sektion farblich verfeinert ist.

Das Steuerhaus mit seiner detaillierten Inneneinrichtung verdient ein aufwendiges Finish, auch wenn am Ende nur aus gewissen Blickwinkeln ein Einblick ins Innere möglich ist. Neben der farblichen Gestaltung von Boden, Decke, Seitenwänden und der Instrumentenkästen finden hier auch Messingteile und im Bausatz enthaltene Decals ihren Platz. Danach erfolgten das Zusammenfügen und Verkleben von Rumpf, Deckshaus und Brücke. Hierzu wird geruchsarmer Sekundenkleber eingesetzt. Dieser hat den weiteren Vorteil, dass die Teile einige Zeit (ca. 15 Sekunden) ausgerichtbar sind.

Farbliche Gestaltung des Kutters

Vor dem Einbau ins Modell müssen die Messing- und Resinteile farblich bearbeitet werden. Hier wird von den Farbvorgaben abgewichen und sich an einem Vorbild aus Cuxhaven orientiert. Dabei ist darauf zu achten, dass diese Bauteile vorher gründlich entfettet werden. Hierzu eignet sich Isopropanol 99,9 %. Vorher kann man die Teile zusätzlich auch mit Silicon-Cleaner auf Wasserbasis reinigen. Für den Bau zu biegende Ätzteile werden erst nach der endgültigen Formgebung eingefärbt. Es empfiehlt sich beim Biegen der zahlreichen filigranen Ätzteile eine Biegehilfe zu benutzen. So werden sie am Ende ein Hingucker. Für die Farbgestaltung kommen Farben der Serien AirbrushColor4you und Modeltones von Herterich Products zum Einsatz. Diese werden mittels einer Airbrush „Infinity“ und bei Filigranteilen mit einem feinen, hochwertigen Pinsel aufgetragen. Für den Pinselauftrag wird den ursprünglichen Airbrushfarben minimal das Medium „Thick’n BrushPaint“ (Herterich) zugefügt. So entsteht eine gut deckende Modellbaupinselfarbe.

Biegehilfe zum Biegen der filigranen Ätzteile, hier eine Treppe zum Steuerhaus.

Finetuning bei den Masten

Für den Bau der Masten liefert Artitec verschieden starke Polystyrolstäbe und -rohre mit, die genau nach Anleitung zusammengesetzt, vorbildgetreue Masten ergeben. Besondere Sorgfalt erfordert der Zusammenbau der Umlenkrollen und Blöcke. Diese werden entsprechend der Anleitung gefaltet und zusammengebaut. Dabei ist darauf zu achten, dass – besonders bei den Umlenkrollen – alles spaltfrei zusammengefügt wird. Denn sonst rutscht später der Faden zur Nachbildung der Seile für des Geschirr durch die Rolle, was nicht wirklich vorbildgerecht aussieht. Auch beim weiteren Herstellen der Verspannungen ist viel Feingefühl und Sorgfalt nötig, da ansonsten leicht etwas von den filigranen Zurüstteilen abgerissen werden kann, und bei durchhängenden Spannseilen leidet der Gesamteindruck des Modells.

Die auf dem Schiffsdeck zur Entladung bereitgestellten, beladenen, Fischkisten stammen von Artitec und werden farblich mit AirbrushColor4you / Modeltones-Farben von Herterich Products entsprechend den deutschen Fischereibetrieben gestaltet. Die Schiffsbesatzung ist aus dem Sortiment von Preiser und rundet das Gesamtbild des Kutters ab.

Bau der Kaimauer

Da im Schaustück ein tideabhängiger Hafen angedeutet wird, kommt die Kaimauer „Modell Hamburg“ von Vampisol zur Anwendung. Diese Kaimauer ist eine Nachbildung eines Zyklopmauerwerks aus Basaltgestein und weist vorbildgerecht eine ca. 5%ige landseitige Neigung auf. Die einzelnen Mauerteile sind von sehr guter Qualität und können ohne größere Nacharbeit verwendet werden. Mit einer stark verdünnten Acryl-Wassermischung in Silbergrau wird diese grundiert. Ist die Farbe getrocknet, erfolgt das Colorieren der einzelnen Basaltsteile, diese werden einzeln mit einem feinen Pinsel in „Granit Grey“ so bemalt, dass keine Farbe in die Mauerfugen gelangt. Jetzt erfolgt das Granieren der Basaltsteine mit „Trafficwhite“ bis ein dem Vorbild entsprechender Eindruck entsteht.

Die Basaltsteine werden farblich herausgehoben.

Während der Trockenzeit der Farbe erfolgt der Bau der Aufstiegsleitern und Festmacher, welche sich im Mauerwerk befinden. Nach dem Zusammenfügen erfolgt die Farbgebung in einem gelben Farbton, welcher mittels Airbrush aufgetragen wird. Die Halter für die Dalben werden aus den gelaserten, mitgelieferten Bauteilen angefertigt und danach in Anthrazit coloriert. Die Dalben selbst entstehen aus einem Rundholz, welches in der Länge passend zugeschnitten wird, so dass diese mit der Oberkante der Kaimauer abschließen. Danach erfolgt deren Farbgebung mittels Lasur oder stark verdünnten Acrylfarben. Als Verdünnung eignet sich hierzu der zu den AirbrushColor4you-Farben erhältliche Stretcher.

Die gelaserten Zurüstteile für die Dalbenhalterungen. Die Dalben entstehen aus einem 10 mm Rundholz und haben den ersten Farbauftrag erhalten.

Fertigstellung des Anlegers

Nun erfolgt der Zusammenbau der einzelnen Kaielemente, die mit Holzleim miteinander verklebt werden. Beim Modell Hamburg muss man sich keine Gedanken über die Klebefugen machen, welche sich beim Zusammenfügen der Einzelelemente ergeben – diese werden später von den Dalben verdeckt. Der Zusammenbau erfolgt auf einer wirklich glatten Unterlage, wie beispielsweise einer geschliffene Steinplatte. Ist die Klebeverbindung ausgehärtet, werden die vorbereiteten Halterungen für die Dalben in die vorgesehenen Aussparungen eingeklebt. Diese ergeben eine zusätzliche Versteifung der Klebeverbindung. Sind die Halterungen fixiert, wird die Kaimauer vorsichtig aufgestellt und die Dalben in die Halterungen eingeklebt. Dank der stehenden Mauer lassen sich alle Dalben auf der Steinplatte eben aufsetzen und bilden so später keinen Spalt zwischen Grundplatte und Dalben. Anschließend kann die Mauer vorsichtig in einem Stück an den vorgesehenen Platz gehoben und fixiert werden.

Erstes Probelegen der Teile für die Kaimauer zur Kontrolle für den späteren Einbau. Aufstiegsleitern, Festmacher und Dalbenhalterungen wurden mit einer Airbrush (Infinity) coloriert. Die komplette Kaimauer wird auf der Grundplatte des Schaustücks platziert und fixiert.

Abschließend erfolgt mit verschiedenen, wiederum verdünnten Grüntönen der eingesetzten Acrylfarben im späteren Wasser- und wassernahen Bereich eine angedeutete Vermoosung der Mauer wie auch der Dalben. Hierzu ist ein Blick in Vorbildfotos hilfreich.

Auf der geschliffenen Steinplatte erfolgt das Verkleben der einzelnen Elemente. So ist eine korrekte Ausrichtung garantiert. Die Kaimauer hat ihre Vermoosung mittels Farbe erhalten.

Ladestraße mit Gleis

Als Grundlage für die Betriebsfläche der Kaianlage werden 2,4 cm starke Styrodur-Stücke passend zugeschnitten und mit lösungsmittelfreiem Alleskleber untereinander und mit der Grundplatte verklebt. Bis zum Trocken des Klebers wird alles gut beschwert. Dann wird auf dem Styrodur der Gleisverlauf aufgezeichnet und – entsprechend der Schwellen- und Schienenhöhe – mithilfe einer schmalen Feinraspel eine passende Vertiefung aus dem Styrodur herausgearbeitet. Danach wird das Gleis – Flexgleis von Tillig Elite – ausgerichtet und punktuell mit Sekundenkleber fixiert. Abschließend wird alles noch zusätzlich mit Schotterkleber fixiert.

Die Gestaltung der Verkehrsflächen für Straßenfahrzeuge erfolgt mit dem Flexyway-Altstadtpflasterplatz von Juweela, das so zugeschnitten wird, damit es sich lückenlos an Gleis und Kaimauerkante anfügt. Die Betonplatten zwischen den Gleisen werden aus Polystyrolstreifen in der passenden Stärke nachgebildet. Dazu werden in festgelegten Abständen mit einer Dreikantfeile angedeutete Trennfugen eingefeilt. Anschließend erhalten diese Platten einen Farbauftrag mit dunkler Betonfarbe. Nun können die Streifen mit lösungsmittelhaltigem Alleskleber zwischen den Kleineisen auf die Schwellen geklebt werden. Bis zum Aushärten des Klebers wird alles entsprechend beschwert. Die Fugen zwischen den Pflastersteinen werden nun mit dem Fugenpulver von Juweela „ausgefugt“, dass anschließend mit feinen Wassersprühnebel benässt wird, so dass sich nach dem Trocknen eine dauerhafte Fugenfüllung ergibt. Abschließend bekommen nun noch die Schienen einen „Rostanstrich“ mittels der Airbrush Infinity.

Die Wassergestaltung

Die spätere Wasserfläche erhält zuerst einen schattierten Farbauftrag in verschiedenen Grün-, Blau- und Brauntönen, der bewusst etwas streifig aufgetragen wird. Nun ist auch die Zeit gekommen, den fertigen Trawler auf die vorgesehene Fläche zu kleben. Im nächsten Arbeitsgang wird mit einem Flachpinsel AK Water Gel „Swamp Green“ auf der gesamten Wasserfläche aufgetupft, wobei darauf zu achten ist, dass sich eine gleichmäßige Wellenbildung ergibt. Nach dem Aushärten werden die durch die Fahrt des Schiffes erzeugten seitlichen Wellen und die Bugwellen, mit AK Water Gel Effects (AK8007) entlang des Schiffsrumpfs modelliert. Nach dem Trocknen der Paste wird in der gleichen Vorgehensweise die gesamte Wasserfläche mit AK Water Gel Transparent gestaltet. Durch die beiden unterschiedlichen Strukturpasten ergibt sich eine plastische Tiefenwirkung der Wasseroberfläche. Im letzten Schritt werden mit der Paste „Water Waves“ von Woodland die Wellen im Bugbereich sowie seitlich des Rumpfes weiter verstärkt. Auch erfolgt mit dieser Paste die Nachbildung der Heckwelle, wobei darauf zu achten ist, dass auch die Änderung der Fahrtrichtung korrekt nachgebildet ist. Abschließend erfolgte mit „Trafficwhite“ noch in Graniertechnik das Nachbilden kleiner Gischtkronen.

Die Bugwelle wird mit Water Effects (AK) modelliert und mit AirbrushColor4you entstehen die Schaumkronen.

Finish

Die Poller zum Vertäuen der Schiffe entlang der Kaimauer stammen von Artitec und erhalten vor dem Einkleben ins Schaustück einen gelben Warnanstrich. Zudem warten am Hafenbecken Kühlfahrzeugen, um nach dem Anlegen des Trawlers die vollen Fischkisten zu übernehmen und zur Auktion oder vielleicht auch direkt zum Verbraucher zu bringen. Weiterhin findet ein Verkaufswagen (Foodtruck) der Reederei seinen Platz. Die Inneneinrichtung einschließlich der Fische stammt von mmh-Modellbau. Hier warten mehrere Minimenschen darauf, bedient zu werden. An diesen werden an bestimmten Tagen die von den Kuttern angelieferten Fische direkt an Privatkunden verkauft. Dies ist in diesem Hafenbecken möglich, da die Hafenbahn bereits stillgelegt ist. Auch ein anderer Pkw – vermutlich der des Betriebsleiters der Reederei – findet seinen Platz. Im Anlegebereich stehen bereits die leeren Fischkisten zum Verladen bereit, denn dieser soll schon nach kurzer Zeit wieder in See stechen. Die vollen wie auch leeren Fischkisten stammen von Artitec und werden individuell bemalt. Im Hintergrund kommt ein weiteres Besatzungsmitglied angelaufen – vermutlich die Ablösung eines Fischers. Auch der Erbauer hat sich mit seiner Familie auf der Kaianlage eingefunden. Möglich ist dies durch Schrumpfmich.de. Die „Schrumpfer“ modellieren Minimenschen nach einem Vorbildfoto und der Angabe der Größe der betreffenden Personen. Ein Highlight auf jedem Schaustück. Alle bei den Straßenfahrzeugen verwendeten Beschriftungen und Kfz-Kennzeichen stammen von mmh-Modellbau, der diese auf Bestellung anfertigt. So kommt auch noch etwas Individualität ins Bild. Und eines darf auf einem Hafendiorama auf keinen Fall fehlen: Möwen! Hier handelt es sich um die großen Silbermöwen von Artitec – der sogenannten Möwus Artitecus.

Am Verkaufswagen wird fangfrischer Fisch verkauft. Auch die Familie des Modellbauers kauft, dank Schrumpfmich, hier ihren Fisch. Der Glückstädter Matjes wartet schon. Ob die Lkw-Lenkerin ein Trucker Babe ist, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.
Modellbau, Text und Bilder: Heinz Hofmann

Eingesetzte Materialien

AK.interactive: Water Gel, alle Sorten www.ak-interactive.come
Artitec: Möwus Artitecus, Poller auf der Kaimauer und Trawler www.artitecshop.com
Herpa: Modellfahrzeuge www.herpa.de
Herterich Products: Farben Airbrushcolor4you und Farben Model Tones www.airbrush4you.de
Juweela: Flexyway Pflaster www.juweela.de
mmh-Modellbau: Decals/Kfz-Kennzeichen www.3d-decalsandmore.de
Preiser: Figuren, Serienmodelle www.preiserfiguren.de
Sansys: Styrodur www.sansys.de
Schrumpfmich: Figuren Erbauer und Familie www.schrumpfmich.de
Vampisol: Kaimauer www.vampisol.de