Ferien in einer
Flugzeug-Legende


Seit über zwei Jahren schon ist die Ära der Transall C-160 bei der deutschen Luftwaffe beendet. Am 23. September 2021 schickte die Bundeswehr auf dem Fliegerhorst Hohn in Schleswig-Holstein ihren „Engel der Lüfte“ nach 53 Dienstjahren in den Ruhestand. Sechs flugfähige Exemplare waren zu diesem Zeitpunkt beim letzten verbliebenen Transall-Verband, dem Lufttransportgeschwader 63, noch im Einsatz. Der Militärtransporter hat eine große Fangemeinde. Denn mehr als ein halbes Jahrhundert hat die robuste Transall nicht nur zuverlässig Menschen und Material befördert, sondern in zahlreichen Hilfsflügen auch Tausende Menschenleben aus Krisenregionen und vor allem in Afrika gerettet.
Bilder: Oliver Harborth [1, 3], Michael Grünagel [2, 4-7]

Insgesamt wurden 110 Transall-Flugzeuge seit 1968 an die Luftwaffe ausgeliefert. Ihre Aufgaben werden von Flugzeugen des Typs Airbus A400M und künftig der C-130J Hercules übernommen. Doch das Herz vieler Luftfahrt-Enthusiasten hängt an der „Trall“ oder auch „Brummel“, wie sie von den Fans liebevoll genannt wird. Kein anderes Flugzeug der Bundeswehr hat ein so positives Image und so viel zum Ansehen Deutschlands in der Welt beigetragen, wie die legendäre Transall.

Der stolze Besitzer des Trallotels im großen und im kleinen Maßstab. Dominik Weil vertreibt das Herpa-Modell in 1/200 exklusiv unter www.trallotel.de Bild: Dominik Weil

Einer ihrer größten Fans ist der Reiseunternehmer und Obergefreite der Reserve Dominik Weil aus dem Hunsrück. Schon 2013 dachten er und seine beiden Freunde Dominic Jung und Michael Busch darüber nach, eine ausgemusterte Transall zu kaufen und vor der Verschrottung zu retten. Doch so ein Projekt muss sich natürlich durch touristische Nutzung auch wirtschaftlich rechnen. So kam Weil auf die Idee, den Flieger in ein Ferienhaus, das sogenannte „Trallotel“ umzuwandeln. WingsWorld berichtete in seiner vorletzten Print-Ausgabe 5/2022 bereits über das Projekt.

Das Logo der ausrangierten Transall C-160, die jetzt auf dem Flugplatz Zweibrücken zu einem außergewöhnlichen Feriendomizil umgebaut werden soll. Bild: Dominik Weil

Letzte Landung in Zweibrücken

Dominik Weil sprach mit der Treuhandgesellschaft VEBEG, die sich um den Verkauf ausrangierter Rüstungsgüter kümmert. Die signalisierte grundsätzliche Zustimmung für das Projekt, das aber erst mit der Ausmusterung der letzten Transall-Maschinen beim Lufttransportgeschwader 63 in Hohn Ende 2021 richtig Fahrt aufnahm. Nun musste es schnell gehen: Den von Weil zunächst ausgewählten Flugplatz Langenlonsheim, einer Weinbaugemeinde in Rheinland-Pfalz, erachtete die Bundeswehr für den Landeanflug des fast 30 Tonnen schweren Transportflugzeugs als ungeeignet, und so wählte Weil den Flugplatz Zweibrücken im Südwesten von Rheinland-Pfalz als neue Heimat für sein geplantes außergewöhnliches Projekt. Ein vertrautes Terrain für die Transall, denn hier war sie bei Bundeswehr-Übungen schon oft zu Gast.

Die Transall von Innen. Bilder: Oliver Harborth [1, 2 und 5], Franz Stadler [3, 4 und 6]

Am 7. Dezember 2021 war es dann soweit. Zum letzten Mal hob die 50+79 in Hohn ab und landete unter den Blicken zahlreicher Zuschauer und den Wasserfontänen der Flughafenfeuerwehr knapp 800 Kilometer südwestlich in Zweibrücken. Hier soll nun aus dem 54 Quadratmeter großen und 32 Meter langen ausgedienten und demilitarisierten Transportflugzug ein außergewöhnliches Feriendomizil mit Wohnbereich, Esstisch, Küchenzeile, Bad mit Toilette und Betten auf der Laderampe werden, das bis zu sechs Personen Platz bietet. Dabei soll das Erscheinungsbild der C-160 innen wie außen möglichst unverändert und auch das Cockpit weiterhin zugänglich bleiben. Nur der Boden wird wegen der Stolpergefahr durch die Ösen zum Festzurren von Ladung mit Laminat belegt. Die Kennung dieser Transall gibt übrigens Hinweis auf den Preis, den Dominik Weil für den Militärtransporter zahlen musste. „Das Preisschild steht noch drauf“, lacht er mit Hinweis auf die Kennung. Der Erwerb der „Brummel“ hat ihn exakt 50.079 Euro gekostet, was sich nun langfristig durch touristische Nutzung amortisieren soll.

Zum „Liebhaber-Preis“ von 50.079 Euro erwarb Dominik Weil die ausrangierte Transall mit der Kennung 50+79, die derzeit bei verschiedenen Events und Aktionen Geld für die Stiftung „Hilfe für Bundeswehrkinder in Not“ einbringt. Bild: Dominik Weil

TRALLoTEL® – der Transall AIRlebnisflieger

Die Umrüstung des Militärtransporters bildet jedoch die kleinste Hürde bei der Umsetzung seines Projekts. Viel schwieriger ist die Bewältigung der zahlreichen bürokratischen Auflagen. Denn die Umnutzung eines Flugzeugs selbst auf einem Flugplatzareal erfordert ein enormes Ausmaß an Aufwand und Zeit, um sämtliche behördlichen Vorgaben zu erfüllen. So wird diese Transall für die Behörden künftig nicht mehr als ein Flugzeug gehandelt, sondern als ein Gebäude, was andere Auflagen und Genehmigungen mit sich bringt. In diesem Prozess befindet sich das Projekt derzeit, und „der Fortgang sämtlicher Antragsverfahren, Gutachten, Stellungnahmen, Widerspruchsmöglichkeiten, Auflagen und schließlich Genehmigungen wird bestimmen, wann TRALLoTEL® seine Pforten für luftfahrtbegeisterte Gäste öffnen kann“, so Dominik Weil. „Realistisch wird das nicht vor Mitte 2025 sein“, bilanziert der erfahrene Reiseunternehmer.

Aber die Zeit bis dahin weiß er mit seiner Transall gut zu nutzen. So dient sie auf dem Flugplatz Zweibrücken der Flugplatzbetreibergesellschaft Triwo AG unter anderem für Enteisungs- und Feuerwehrübungen, konnte bei mehreren Veranstaltungen aber auch zahlreiche Besucher begeistern. Bei diversen Events auf dem Flugplatz wird die C-160 jetzt eingebunden und für Wohltätigkeitsaktionen genutzt. Zahlreiche begeisterte Besucher besichtigten in den letzten Monaten das wenige Meter vom Flughafenzaun abgestellte Flugzeug, wobei eine Spendensumme von über 7.000 Euro für wohltätige Zwecke erzielt wurde. So war die Transall zum Beispiel die Hauptattraktion des Air Base Camps der Vereinigung USMVP (US Military Vehicle Preservation), das im Juli 2022 auf dem ehemaligen Militärflugplatz Zweibrücken veranstaltet wurde. Hier konnten die Besucher auch ins Cockpit einsteigen und die Besitzer von Militärfahrzeugen in den Rumpf der Transall fahren.

Ganz im Mittelpunkt stand die Transall auf der „Air Base Camp 2022“ im Juli 2022. Die Veranstaltung der „US Military Vehicle Preservation“, kurz USMVP, steht im Zeichen der Bewahrung US-amerikanischer Militärfahrzeuge. Bild: Dominik Weil

Geplant sind darüber hinaus eine Dokumentation der Geschichte der Transall anhand von Schautafeln, Glasvitrinen und Videoclips von den unterschiedlichen Einsätzen, mit der das Projekt „TRALLoTEL® – Der Transall AIRlebnis-Flieger“ entstehen soll. „Ein eingebauter Flugsimulator des LTG 63 soll zumindest virtuelle Flüge ermöglichen und der Schleudersitz einer McDonnell Douglas F-4F Phantom II echtes Top-Gun-Feeling aufkommen lassen“, schwärmt Dominik Weil. Auch ohne Übernachtungs-Buchung sollen sich Luftfahrtbegeisterte mit dem einzigen in Deutschland existierenden und neuer Technik ausgestatteten C-160-Simulator unter Pilotenanleitung stundenweise den Traum vom Transporterfliegen erfüllen können. Und um dem Ruf der C-160 als „Engel der Lüfte“ auch weiterhin gerecht zu werden, soll ein prozentualer Anteil von den künftigen Mieteinnahmen der Stiftung „Hilfe für Bundeswehrkinder in Not“ zukommen. Sie kümmert sich um Kinder, deren Eltern im Einsatz getötet, verwundet oder traumatisiert wurden.

Die Transall 50+79 an ihrem jetzigen Standort auf dem Flugplatz Zweibrücken. Durch ihren jahrelangen humanitären Einsatz ist die Fangemeinde groß, die den Militärtransporter vor der Schrottpresse bewahren will. Bild: Dominik Weil

Geplant ist, mit dem Projekt „TRALLoTEL® – Der Transall AIRlebnis-Flieger“ ein ganzes Trall-Zentrum entstehen zu lassen, das nicht nur im Flieger selbst, sondern auch in einem 40-Fuß-Seecontainer daneben Transall-Erlebnisse möglich machen will. Wichtigstes Objekt soll dabei ein vollständig erhaltenes Wellentriebwerk der Version Rolls Royce Tyne werden. Diese ab Mitte der 1950er Jahre gebaute stärkste Propeller-Turbine der westlichen Welt kam mit einer Leistung von bis zu 4.100 kW in der Transall zum Einsatz und wurde erst in den 2000er Jahren vom TP400-D6 für den Airbus A400M übertroffen. Der Container steht jetzt schon neben dem Flieger und dient derzeit noch als Lager für allerlei Trall-Objekte.

Teil des geplanten Projekts „TRALLoTEL® – Der Transall AIRlebnis-Flieger“ ist dieser 40-Fuß-Seecontainer, in dem unter anderem ein vollständig erhaltenes Wellentriebwerk vom Typ Rolls Royce Tyne ausgestellt werden soll. Aktuell dient er noch als Lager für allerlei Trall-Objekte. Bild: Dominik Weil

Im kleinen Maßstab schon verfügbar

Wem die Zeit der Genehmigungsverfahren bis zur Eröffnung des Trallotes zu lang wird, kann sich schon jetzt das Flugzeug mit nach Hause nehmen. Im Maßstab 1:200 hat Dominik Weil bei Herpa seine Transall als limitiertes Metallmodell fertigen lassen. Mit drehbaren Propellern und Rädern des Hauptfahrwerks sowie einer Laderampe, die geöffnet und geschlossen werden kann, ist das Modell ganz besonders detailreich gestaltet. Selbst der Einstieg mit eingebauter Treppe für die Besatzung ist beweglich. Das Modell ist auf 500 Exemplare limitiert und auf der Box und dem beigelegten Zertifikat nummeriert. Es ist ausschließlich in Weils Trallotel-Shop über www.trallotel.de erhältlich und kostet 119,90 Euro. Auch hier gehen von jedem Modell 10 Euro an die Initiative „Hilfe für Bundeswehrkinder in Not“ (www.bundeswehrkinder.de). Die ersten 300 Besteller bekommen das Flyout-Patch des LTG 63 kostenlos dazu. Und wer das Modell bis zum 31. Dezember 2023 bestellt, erhält eine Chronik über das LTG-63 kostenlos dazu.

Text: Thomas Borgmann
Titelbilder: Michael Grünagel

Das Modell

Metallmodell des Zweibrücker TRALLoTEL® im Maßstab 1/200 (Herpa-Modell-Nr. 572309). Mit beschriftetem Ständer, schützender Box in passendem Camouflage mit beschreibendem Text, dem Wappen des Lufttransportgeschwaders 63 sowie Fotos vom 7. Dezember 2021, dem Landetag der 50+79 in Zweibrücken. Limitiert und nummeriert auf 500 Exemplare. Den original TRALLoTEL®-Schlüsselanhänger gibt es wahlweise in Rot oder Grün dazu (bitte bei Bemerkungen angeben). Die ersten 300 Besteller bekommen außerdem den offiziellen Flyout-Patch des LTG 63 in Hohn, dem ehemaligen Heimatflugplatz dieser Transall kostenlos dazu. Bestellbar ist das Modell exklusiv unter www.trallotel.de zum Preis von 119,90 Euro. Von jedem Modell gehen 10,00 Euro an die Initiative „Hilfe für Bundeswehrkinder in Not“.

Transall C-160


Kennung: 50+79 / D-116
Letztes Einsatzgeschwader: LTG 63
Erstflug: 1. Februar 1971
Länge: 32,40 Meter
Spannweite: 40 Meter
Höhe: 12,36 Meter
Höchstgeschwindigkeit: 513 km/h
Max. Startgewicht: 49,150 kp
2 Triebwerke: RR Tyne 20 MK 22