Eine Hommage an die treuen Leser


Zum 40. Geburtstag des MASS:STAB gibt es wieder einmal einen Jubiläumstruck. Der MAN TGX GM mit Gardinenplanenauflieger fährt bei der Spedition Wandt in Braunschweig. Im Dezember 2022 erscheint dieser Jubiläumstruck auch als Modell.

Von den Anfängen des MASS:STAB

Es ist tatsächlich schon 40 Jahre her, dass DER MASS:STAB zum ersten Mal mit 36 Seiten erschienen ist – damals noch teilweise mit Schwarz-Weiß-Bildern, der Druck war eben sehr teuer. Er ist nicht einfach „nur“ eine Hauszeitung, sondern ein Modellmagazin mit Neuheitenvorstellungen, Umbautipps und Reportagen zu den Originalfahrzeugen. Damit sollen das große Informationsinteresse der Sammler befriedigt und alle Fragen beantwortet werden. Bis dahin gab es nur Vereinszeitschriften, die die Neuheiten präsentierten. Zu Beginn ist DER MASS:STAB

ein Gemeinschaftsprojekt von Albedo und Herpa.

DER MASS:STAB entwickelt sich rasant, schon nach vier Jahren wird eine Auflagenhöhe von 20.000 überschritten, und die Erscheinungsweise von vier auf sechs Hefte pro Jahr erhöht. Auch die Seitenzahl nimmt ständig zu. Themen sind die große Detailtreue, etwa 1986 beim Modell des Ferrari Testarossa, das aus 23 Einzelteilen besteht. Andere Themen sind hingegen verschwunden, wie Berichte über die deutsche Tourenwagenmeisterschaften oder die Rubrik mit Kleinanzeigen.

Die Modellbaubranche wandelt sich

Sammler handeln heute mit ihren Stücken auf Onlineplattformen. 1997 gibt es den einzigen Skandal um den MASS:STAB – nicht, dass der Redaktion ein böser Fauxpas passiert wäre, ein Anzeigenkunde hat mit einer nur in silberner Unterwäsche bekleideten Dame geworben. Am 1. Februar 1996 geht Herpa online, nun – 27 Jahre

später – wagt auch DER MASS:STAB diesen Schritt und entwickelt sich weiter zu einem professionellen Onlinemagazin, in gleicher Qualität und in gleichem Umfang. Aber mit größerer Reichweite, kostenfrei für alle und mit neuen technischen Möglichkeiten, etwa mit bewegten Bildern.

Spärlich mit silberner, aufreizender Unterwäsche bekleidet – das geht für einige Leser gar nicht. Diese Anzeige von 1997 ist der einzige „Skandal“ in der MASS:STAB-Geschichte.

„Der Jubiläumstruck soll von Wandt sein!“

DER MASS:STAB hat eine bewegte Geschichte, die entsprechend gewürdigt werden soll, denn die treuen Leser machen den Erfolg aus. Was würde besser passen, als ein Lkw, der das würdigt? Als Gerhard Wandt von der Idee hört, ist er sofort dabei. Der MASS:STAB-Jubiläumstruck soll

einer von Wandt sein. „Die Beziehungen zur Spedition Wandt in Braunschweig sind eine der schönsten, an die ich mich in 27 Jahren bei Herpa erinnern kann“, erzählt Produktmanager Matthias Wolff. Immerhin hat Herpa schon 113 Fahrzeuge der Spedition als Modell umgesetzt.

Herpa macht sich ran

Gesagt, getan – Herpa-Grafikerin Heidi Murkowski macht sich an die Entwürfe. Der Lkw soll zeigen, wofür DER MASS:STAB steht. Im Mittelpunkt stehen die hochwertigen Modelle von Herpa und die Geschichte des Magazins. Dafür wird im Herpa-Fotostudio hart gearbeitet. Es gilt, die richtigen Modelle auszusuchen.

Anschließend werden diese sowie zahlreiche Magazine aus dem hauseigenen Archiv fotografiert. Dabei kommt es auf die richtige Position an. Letztendlich entstehen die beiden Seitenplanen des Lkw aus hunderten von Einzelfotos, die sich teilweise nur um Nuancen unterscheiden.

Der Jubiläumstruck nimmt Form an

Das Motiv zeigt neben Herpa-Modellen die beiden Jubiläumsausgaben – Ausgabe 1 von 1982 und Ausgabe 1 von 2022. Seitlich am Ende des Aufliegers stehen zahlreiche Magazine aus den verschiedenen Jahren, eingereiht wie in ein Regal. Die Titelseite zeigt zum Heck, was man an den Seiten erkennen kann. Auf der Fahrerseite sind die Heftbindungen zu sehen, auf der

Beifahrerseite sieht man die einzelnen Blätter jedes Magazins. Entsprechend muss das Heck des Lkw auch eine Titelseite sein, und zwar die der letzten gedruckten Ausgabe im Jubiläumsjahr. Auf diesem Titelbild ist das Modell zu sehen. Eine terminliche Herausforderung, denn um dieses Modell gestalten zu können, muss das Original fertig sein.

DER MASS:STAB-Chefredakteur Mathias Neigenfind, Herpas Produktmanager Matthias Wolff und Stefan Blank, Gerhard Wandt, Anthony Wandt mit Speditionsnachwuchs und Ingo Seekircher (v.l.).

„Ein Hingucker für Sammler“

Ingo Seekircher fährt den neuen MASS:STAB-Truck. Der 47-jährige hat mit 17 bei Wandt angefangen – er hat schon viele Lkw gefahren. „Nach fünf Jahren sehen seine Lkw noch aus wie neu“, lobt Seniorchef Gerhard Wandt den 47-jährigen Seekircher. Der MASS:STAB-Truck ist aber etwas Besonderes für Seekircher. „Ich werde ständig auf den Lkw angesprochen, besonders auf das Heck“, erzählt Seekircher. „Der Auflieger ist einfach ein Hingucker, vor allem für Sammler.“ Er selbst ist auch Modellsammler. Momentan fährt er noch mit der Vorgängerzugmaschine MAN TGX XXL

Euro 6c, der neue MAN ist schon bestellt, hat aber – wie derzeit alles – Lieferverzögerungen. Das Herpa-Modell hingegen hat schon den neuen MAN TGX GM. Dafür hat Ingo an seiner jetzigen Zugmaschine eine Hommage an die alte Zeit angebracht – das Hinweisschild auf den Güterfernverkehr. Früher benötigte man dafür eine eigene Genehmigung. Mit dem Herpa-Auflieger werden hauptsächlich Getränke transportiert – vor allem Oettinger und Jägermeister – aber auch Autoteile. Im Prinzip alles, was man in vier Stunden erreichen kann.

Der Fahrer des Jubiläumstrucks Ingo Seekircher.

Familienunternehmen mit über 80-jähriger Geschichte

Die Spedition Wandt hat ihren Fokus auf die Region gerichtet. Im Durchschnitt wird eine Zugmaschine nach rund 4,2 Jahren wieder verkauft, Auflieger fahren etwa zwölf Jahre für Wandt. Beim Design ist Wandt etwas reduziert, wie Juniorchef Anthony Wandt berichtet.

„Wir wollen aber keine weiße Flotte. Unsere Zugmaschinen sind zweifarbig, das ist unser Erkennungsmerkmal.“ Das Grün ist eine Sonderfarbe. Und auch die Auflieger sind immer wieder mal bunt gestaltet.

Aller Anfang ist schwer

Am 6. Februar 1939 gründet der gelernte Bäckermeister Adalbert Wandt in Braunschweig die heutige Wandt Spedition Transportberatung GmbH mit nur einem Lkw der Marke Büssing.

Bis zu seinem Kriegsdienst nimmt er noch zwei weitere Fahrzeuge in Betrieb. Seiner Frau Gerda gelingt es, das Unternehmen durch die Wirren des Krieges zu führen.

Gerhard Wandt mit der alten Genehmigung für den Güterfernverkehr. Inzwischen gibt es sie so nicht mehr, das Schild an der MAN-Zugmaschine erinnert daran.

Wandt entwickelt sich

Nach Kriegsende geht es mit neuen Fahrzeugen weiter, der Schwerpunkt liegt im Güternahverkehr. In den 1950er-Jahren entsteht der neue Betriebshof mit einer eigenen Tankstelle, einer Werkstatt einem Waschplatz und einem Wohnhaus für die ganze Familie. In den 1970er-Jahren steigt die zweite Generation ins Familienunternehmen ein, in den 2000er-Jahren mit den Geschwistern Aline und Anthony Wandt die dritte. In den 1990er-Jahren beginnt die Wandlung

vom reinen Fuhrunternehmen zur Spedition, hinzu kommen logistische Projekte. Heute bewirtschaftet das Unternehmen vier Lagerhäuser und bietet eine Vielzahl an Einzel- und Verbunddienstleistungen an. Wandt setzt auf gut ausgebildete Mitarbeiter, eine gute Ausstattung der Fahrzeuge und ein gutes Betriebsklima. Das alles ist Garant für die erfolgreiche, über achtzigjährige Firmengeschichte.

Die Liebe zu Miniaturmodellen verbindet

Seniorchef Gerhard Wandt sammelt selbst gerne Lkw-Modelle. Als er 1980 ein Warenmuster in die Hand bekommt, entsteht bei ihm die Idee, Modelle des eigenen Unternehmens fertigen zu lassen. 1984 erscheint dann das erste Herpa-Modell, seitdem lässt er regelmäßig Serien- und

Sondermodelle fertigen. Wandt sammelt sie nicht nur, er nutzt sie auch als Geschenk für Kunden und Sammler. „Die Zusammenarbeit mit Herpas Produktmanager Matthias Wolff hat immer gut funktioniert“, freut sich Gerhard Wandt. Und so ist der MASS:STAB-Truck bereits das 114.

Text und Bilder:
Mathias Neigenfind

Zahlen, Daten, Fakten

Zugmaschinen (LKW insgesamt): 43

Auflieger: 80

Mitarbeiter: 150

Azubis: 26

Lagerfläche: 25.000 qm

Insgesamt gefahrene Kilometer pro Jahr: Ca. 3,2 Mio.